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Vittorio Sgarbi (Premio Internazionale Arte Milano)

Per il relevante impegno stilistico manifestato. Sensibilità e consapevolezza tecnica sono alla base della sua ricerca espressiva.

Franz Betz (Vorsitzender des BBK Hannover)

Die Portraits von Ilona Arndt suchen die Weite. Blicke in die Ferne, endlosen Wüstenstraßen gleich, kreuzen sich hinter dem Horizont. Farbnuancen der Oberflächen zeigen Verschattungen vorbeiziehender Wolken in frühen Morgenstunden. Die Augen geschlossen, geblendet vom grellen Licht, wenden sich die Protagonisten nach Innen.

Gesichtslandschaft erwächst, vergeht unerkannt, unerforscht.

Alles ist ruhig, war da nicht ein Rascheln, ein Hauch. Wer bist du, woher kennen wir uns? Nicht! Schade, mir war so. Fata Morgana, ein Schleier weht vorbei, Farbe verdichtet sich, breitet sich aus. Warum redet ihr nicht?

Ein Zwinkern, also doch alles Spiel, den unmöglichen Moment festhaltend. Den Stillstand in der Bewegung. Eine Fahrt an den Horizont mit schwerem Gepäck, guten Freunden und offenen Gedanken. Straßenkreuzungen warten voller Entscheidungen, dort in der Ferne.

Anna Grunemann (Ausstellungseröffnung am 14.03.2014)

Ich habe heute die Ehre und Freude Ihnen neben den ohnehin vielfach offen stehenden Türen in den Bildern Ilona Arndts weitere zuweilen nur angelehnte oder vielleicht ins Schloss gefallene Türen zu öffnen.

Sie haben die farbstrotzenden Werke der Hannoveraner Künstlerin bereits im Flur bewundern können. Wobei ich mit farbstrotzend nicht so sehr die Intensität der Farbkontraste meinen kann, sondern vielmehr die Materialität in den Bildern. Die Bilder sind ja nicht bunt und doch schwelgen ihre Figuren in einem Meer von Nuancen. Der intuitive lockere Umgang mit Farben befördert den spontanen Ausdruck der Arbeiten - lässt die Figuren in einer merkwürdig unfertigen Balance verweilen. Das Gestische bestimmt das Bildformat. Fein vernetzte Farbspuren und kalligrafisch anmutende Einschübe verdichten sich zu Figuren in allen möglichen Positionen und Haltungen. Mal blicken sie an uns vorbei, mal durch uns hindurch, dann sind wir als Betrachter wieder gar nicht vorhanden und die Figuren blicken in sich hinein.

Der prozesshafte Malakt bringt Zeichen und Figuren hervor, die nicht immer wohlproportioniert den Idealen unserer Zeit hinterherhecheln. Da sind dickliche Finger an viel zu magere Körper gefügt. Da sind Augen und Nase gegeneinander verschoben, als hätte sich die Frau soeben nicht die Haare, sondern das Gesicht zerrauft. Die Münder haben etwas grotesk Ambivalentes. Einerseits wirken sie fast süßlich fraulich, andererseits sind sie sprachlos im Gesichtsfeld platziert. Aber diese Münder sind ohnehin nicht die Sprachrohre der Figuren. Die Farbe selbst lässt die Künstlerin sprechen.

Seit vielen Jahren - seit sie mit dem Studium im Abendschulbereich der Freien Akademie Hannover begann sich mit Farbe zu beschäftigen, hält dieses Materal sie in seinem Bann. Es fordert sie heraus, lockt die Künstlerin stets aufs Neue auf unbekanntes Terrain.

Für die ehemalige Bankerin gab es in den vorigen Unternehmensstrukturen nur bedingt Spielräume. Da existierte dieses Korsett, welches sie bereitwillig und auch gern angelegt hatte. Sie hatte Verantwortung, hatte Gestaltungsspielräume, wenn verglichen mit der Malerei, auch nur begrenzte und sie hatte mit Menschen zu tun.

Und dann bot sich ihr die grandiose Möglichkeit ein neues Leben zu wählen. Eines, in dem die Möglichkeiten viel größer sind, das Schwert des Scheiterns aber dafür aber immer drohend im Raum steht.

Kunst machen - Malen - das verheißt die größte Freiheit, die wir uns vorstellen können.

Und doch ist es eben nicht nur Freiheit - was diesem süßen wohlklingenden Begriff eingeschrieben steht. Dieser Begriff, der so verlockend all unserem Alltäglichen gegenüber steht, birgt auch die andere Seite: Kampf, Zweifel, Missachtung, Ignoranz, Unverstandenheit, Fehlschläge, Absagen... Es gäbe noch vieles aufzuzählen, was da bei aller Freiheit der Malerin das süße Leben madig macht.

Hätten Sie sich getraut diese Möglichkeit beim Schopf zu packen in der Mitte Ihres Lebens?

Im Spannungsfeld von Formauflösung und Formwerdung ist alles möglich und niemand kann sagen, was richtig und was falsch ist. Der Arbeitsprozess unterliegt keinen starren Regeln - er folgt den Prozessen des Unbewussten. Diese Prozessbilder oszillieren zwischen Formverlust und Formerhalt. Und gerade da liegt der Hase im Pfeffer!

Wieviel Formlosigkeit verträgt ein Bild? Wieviel Form braucht es?

Was zählt sind diese furchtbar unbestimmten Größen wie Gefühl, Eingebung, Spontaneität. Planerisches Denken ist hier out!

Mit dem Zufall wird hier operiert, experimentiert und so wird Form herausgekitzelt oder verwischt und gleichzeitig wieder provoziert. Der eigentliche Schaffensprozess braucht zuweilen tatkräftigen Körpereinsatz und große Gesten, dann wieder zarte, feine, krakelnde Unterstreichungen - Bestätigungen dessen, das das Gefühl für gut - für gelungen befindet.

Die Emotion hat Vorrang - die Farbe darf nicht einfach brav und gesittet auf die Leinwand gebracht werden. Sie muss geschüttet, zerrieben, zermalmt werden - mit allem was dafür zur Verfügung steht!

Sie können sich vorstellen, wie wenig Kontrolle dieser Prozess zuweilen zulässt. Und jetzt horchen Sie in sich hinein! Würden Sie das aushalten?

Der Auflösung von jedem Halt nicht nur tatenlos zuzusehen, sondern dieser Verdunstung auch noch tatkräftig zu verhelfen!

Durch die Befreiung der Farbe aus den Fesseln von Form und Inhaltlichkeit öffnet sich das Bild dem Betrachter als ein unbekanntes Land, in dem die spontan gestisch eruptive Aktion eine Landschaft aus Bewegungsspuren, Schlieren und Farbschweifen hervorgebracht hat, die jeden perspektivisch begehbaren Raum negiert.

Mit höchster Konzentration thematisiert Ilona Arndt Farbe als Material, das je nach Konsistenz mehr oder weniger der Schwerkraft unterliegt. Es sind Farbarrangements von Energie und Dynamik, die bestimmt sind von der Selbsttätigkeit des Materials, sowie der Niederschrift enthemmter Triebe und Emotionen der Künstlerin.

Aus dem anfänglichen Verlust jeglicher Ordnung versucht Ilona Arndt wechselnde Ichs und Ihrs zu behaupten und in die Flächen einzuflechten. Mal bleiben sie an der Oberfläche haften, mal sind sie komplett eingewoben in die Linien und Flecken dieses Balanceaktes. Es ist konzentriertes Ringen und unbändige Weltlust gleichermaßen, das sich da taumelnd an den Leinwänden niederschlägt.

Diese Bilder fordern uns zu assoziierendem Sehen auf. Ohne festgelegte Vorgaben können wir nach Herzenslust hineinlesen, was das Zeug hält. Die Titel geben uns einen Rahmen für unsere Betrachtungen - wir können sie nutzen, müssen aber nicht. Wir sind ohne die Titel nicht ratloser vor den Bildern von Ilona Arndt.

Diese Protokolle von Prozessen, während schöpferische Energien wirken, sind verdichtete Lebenszeit. Nicht nur die Zeit, die die Künstlerin mit breitem Pinsel oder Spachtel an der Leinwand steht ist gemeint, sondern es ist gleichermaßen das viele Gelebte davor!

In Bus oder Bahn, wenn ein kurzer Moment, ein Lachen, ein Umschauen, ein Windhauch die Aufmerksamkeit der Künstlerin auf sich zieht. Es sind Momente, die wir täglich mit der Organisation unseres Daseins verbringen. Es sind die irrealen Bilder im Kopf, die Träume, Ängste, Sehnsüchte, die wir unausgesprochen, zuweilen vergraben mit uns herumtragen.

In diesen Verflechtungen von Farbpigmenten finden sie ihren Widerhall - liegen versunken vor uns und entfalten ihre sonderbaren Wirkzusammenhänge. Ich wünsche Ihnen Lust an Ihren Entdeckungen und an den unausweich-lichen Ankopplungsbestrebungen dieser Formate an Ihre eigenen mentalen Bilder.

Je länger wir die Bilder betrachten, desto stärker lösen sich die Motive von ihren Vokabeln und Begrifflichkeiten, bis sie schließlich Platz machen für Vertiefung und unsere eigenen Bilder.

So bleibt das Betrachtete jedes Mal neu - und das ist die große Kunst.

Franz Betz (Vorsitzender des BBK Hannover)

...In allen Bildern gibt es immer einen souveränen Umgang mit den bildnerischen Mitteln. Ilona Arndt ist eine Künstlerin, die ihr - im wahrsten Sinne - "Handwerk" beherrscht. Schaut man sich die Arbeiten genauer an, dann findet man in jedem Bild an einigen Stellen feinste Details, an anderen Stellen ist die Künstlerin dagegen ganz frei mit dem breiten Pinsel über Flächen hinweggegangen.

Diese souveräne Behandlung von Form und Technik ist etwas, was die Künstlerin auszeichnet. Und erst diese Lockerheit, dieser unangestrengte Umgang mit unterschiedlichen Techniken ermöglicht es Ilona Arndt, so in die Tiefe zu gehen, dass wir als Betrachter unmittelbar davon angesprochen werden. ...

Dr. Barbara Pittner

... Ilona Arndt fängt in ihren Arbeiten den flüchtigen Augenblick ein, der sich häufig schräg, kantig, uneben darstellt. So zeigt sie auch keine schönen Gesichter. Die Ohren scheinen wie die Augen ein Eigenleben zu führen, das Kinn ist verschoben, der Mund gleicht einer leuchtend roten Blüte oder verschwindet komplett. ...

... In ihren Fantasiegestalten spiegeln sich Freude, Glück ebenso wie Leere und Traurigkeit wider. Jede Figur hat ihr persönliches Drama und doch zeichnen sie sich durch Leichtigkeit aus. Ihnen ist alles Schwere und Nieder-drückende fremd. ...

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